Jochen Langner – Regie

Freischaffender Regisseur und Schauspieler aus Köln.

Studienjahre der Germanistik und Soziologie an der Universität Hamburg.

Studium und Diplom an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin.

Theaterengagements u.a. am Staatstheater Cottbus, Theater Bonn, Schauspiel Köln, Schauspiel Frankfurt, Schauspielhaus Bochum und den Wuppertaler Bühnen.

Regietätigkeit „im Spannungsfeld zwischen Theater und Radio“, Projektarbeiten und Kooperationen im europäischen Kontext (Frankreich, Polen, Belarus und Russland).

Regiearbeiten und Gastspiele u.a. Schaubude Berlin, Willy-Brandt-Haus Berlin, Theater Bonn, Prinz-Regent-Theater Bochum, Kryly Khalopa Theater Brest (Belarus), Anhaltisches Theater Dessau, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt, Theater im Bauturm Köln, Schauspiel Köln, KörberForum Hamburg, Korpus Minsk, MEMORIAL Moskau, Theaterfestival Printemps des Comédiens Montpellier, NS-Dokumentationszentren Köln und München, Goethe-Institut Paris, Staatstheater Saarbrücken.

Rundfunkregie und Autorenproduktionen u.a. bei Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur, Westdeutscher Rundfunk, Radio Echo Moskau.

Zusammenarbeit mit diversen Institutionen und Stiftungen u.a. Auswärtiges Amt, Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, Friedrich-Ebert-Stiftung, Goethe-Institut, Körber-Stiftung, MEMORIAL Moskau, ZEIT-Stiftung.


Sämtliche Portraitfotografie auf jochenlangner.de: Fahri Sarimese

Horchposten 1941 я слышу войну (Ich höre den Krieg)

Horchposten-Banner-Hörspiel

Eine Produktion des Deutschlandfunks in Koproduktion mit dem Westdeutschen Rundfunk und Radio Echo Moskau, gefördert vom Auswärtigen Amt, der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, der ZEIT-Stiftung sowie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Moskau.

Das deutsch-russische Dialogprojekt „Horchposten 1941 я слышу войну“ bestehend aus einem zweiteiligen Hörspiel und einer interaktiven Klanginstallation thematisiert den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Im Zentrum der vielstimmigen Collage steht die Blockade Leningrads durch die Wehrmacht, in der in 900 Tagen ab September 1941 über eine Millionen Menschen durch Hunger, Kälte und Granaten starben. Der Horchposten öffnet sich aber auch thematisch dem weiteren Kriegsgeschehen und beschreibt das Leben, Kämpfen, Töten und Sterben der Menschen, Opfern wie Tätern, Soldaten wie Zivilisten, beider Seiten im Schatten des Holocaust und dem Terror in den besetzten Gebieten, eine Topographie des Krieges entsteht, die im besetzten Berlin im Mai 1945 endet.

„Wir wurden zweifach belagert, von innen und von außen.“

Dmitri Lichatschow über die Blockade von Leningrad

 

GESCHICHTE MIT GESCHICHTEN ERZÄHLEN

Ein dialogisches Erinnern, jenseits der typischen nationalen Blickwinkel

Das akustische Material bilden Tagebücher und Briefe sowie Zeitdokumente aus der politischen und militärischen Administrative beider Länder. Die ausgewählten Texte wurden von 44 SchauspielerInnen beider Länder eingesprochen. Neben der dramaturgischen Betreuung durch den Deutschlandfunk und Radio Echo Moskau, haben uns namhafte russische und deutsche Historiker bei der Textrecherche begleitet, um zu gewährleisten, dass die russische Sicht des Zweiten Weltkrieges ebenso präsent ist wie die deutsche.

„Geschichte ist nichts Totes oder Abgeschlossenes, sondern hat entscheidenen Einfluß auf unsere Gegenwart, gerade in dem Sinne wie wir sie deuten, um unsere Zukunft zu gestalten.“

Der Dialog der Menschen in Russland und Deutschland heute steht im Fokus des Horchposten 1941, ein Dialog, der Geschichte durch Geschichten erfahrbar machen soll, um die Krisen und Herausforderungen der Gegenwart zu verstehen. Es geht darum, eine deutsch-russische Erinnerungsgemeinschaft zu ermöglichen, die die „Blindenflecken“ der jeweils eigenen Erinnerungskultur aufzeigt, den Wechsel der Perspektive anbietet und die Geschichten der anderen Erinnerungskultur erzählt, in dem Verständnis, dass diese Geschichten auch Teil der eigenen Geschichte sind.

„Es ist ein außergewöhnliches Projekt der Autoren Jochen Langner und Andreas von Westphalen, zu dem sich Deutschlandfunk, WDR und das vom Kreml unabhängige Radio Echo Moskau zusammengetan haben. Denn die Hörer bekommen jeweils nur einen Teil all der Perspektiven präsentiert: denjenigen, den sie schlechter kennen.“

Süddeutsche Zeitung, 8. Mai 2017 – Stefan Fischer

Link zum vollständigen Artikel in der Süddeutschen Zeitung

 

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(Produktionsfotos aus den Tonstudios von Radio Echo Moskau und dem WDR in Köln)

DAS HÖRSPIEL

Horchposten 1941 я слышу войну, Teil 1 – Die Blockade, Teil 2 – Der Marsch

Das zweiteilige Hörspiel bietet eine polyperspektivische Erzählung der Menschen, Opfern wie Tätern, im Zweiten Weltkrieg, ein Zeugenchor, in dessen Zentrum das unmittelbare Erleben und Erinnern des Kriegsalltages steht, ein Dialog der Generationen und eine Spurensuche nach dem Wesen der Erinnerung.

Das Hörspiel haben wir in einer deutschen und russischen Version produziert und wird von allen drei Sendern (Deutschlandfunk, Westdeutscher Rundfunk, Radio Echo Moskau) ausgestrahlt.

„Trotz der organisatorisch schwierigen und äußerst anspruchsvollen Vorbereitungen blieb Jochen Langner und Andreas von Westphalen die Kraft, der räumlichen Gestaltung und vor allem der Radioversion ein bemerkenswertes künstlerisches Niveau zu geben. Zitate auf der Basis gründlicher Recherchen in Tagebuchaufzeichnungen, aber auch in Briefen russischer und deutscher Soldaten geben der Installation Struktur und eine immanente Energie, die sich dem Hörer unmittelbar mitteilt. Kontrolliertes Eintauchen in die Welt der russischen Lyrik jener Zeit, die für die noch verbliebenen, noch lebenden Autoren ein Vorhof des Schattenreichs war, gibt dem Hörspiel eine eigene, literarische Dimension. … Es ist ein großes Verdienst der beiden Realisatoren von „Horchposten 1941“, dass sie jeden Empörungsgestus vermeiden. So werden immer wieder in zurückhaltendem Ton die Tagebuchaufzeichnungen vorgetragen. In diesem „akustischen Erinnerungsraum“ (Jochen Langner) haften nicht zuletzt die Eintragungen sehr junger Menschen.“

Medienkorrespondenz, 17.05.2017 – Angela di Ciriaco-Sussdorff

Link zum vollständigen Artikel der Medienkorrespondenz

Hörspielausschnitt:

 

Das zweiteilige Hörspiel ist über diesen Link bis zum 11. November 2017 verfügbar.

 

Der Horchposten 1941 installiert im Willy-Brandt-Haus, Berlin Foto: Holger Biermann

Der Horchposten 1941 installiert im Willy-Brandt-Haus, Berlin
Foto: Holger Biermann

DIE KLANGINSTALLATION

Die Klanginstallation bietet einen individuell begehbaren Erinnerungsraum, der den Chor der Zeugen und Dokumente mittels Smartphones und Kopfhörern samt einer Geolokalisierung im Erinnerungsfeld erfahrbar macht. Das Ziel ist es, den russischen und deutschen Besuchern einen Perspektivwechsel zu ermöglichen, in dem sie auch den Blickwinkel des ehemaligen Feindes einnehmen können. Dadurch gibt die Installation die Gelegenheit zu einem dialogischen Erinnern, jenseits der typischen nationalen Blickwinkel.

Der Klangraum der Installation ist in fünf Zonen aufgeteilt: das sowjetische und das deutsche Hinterland, die sowjetische und deutsche Front samt der jeweilig besetzten Gebiete beider Länder sowie im Zentrum die Blockade von Leningrad. Der Besucher kann sich frei durch den Raum bewegen und seinen persönlichen Parcours wählen.

Bisherige Stationen der Klanginstallation 2017:

Moskau: Eröffnung im Februar 2017 bei MEMORIAL, 1. bis 17. Mai in der Manege (Roter Platz)

Sankt Petersburg: Eröffnung im Februar 2017 im Museum für die politische Geschichte Russlands

Berlin: 27. April bis 21. Mai im Willy-Brandt-Haus

Mannheim: 16. bis 25. Mai in der Abendakademie

Köln: 1. bis 25. Juni im NSDOK (EL DE-Haus)

(weitere Städte folgen)

Der Horchposten 1941 installiert im Ausstellungsraum von MEMORIAL, Moskau Foto: Viktorija Odissonova

Der Horchposten 1941 installiert im Ausstellungsraum von MEMORIAL, Moskau
Foto: Viktorija Odissonova

DIE BETEILIGTEN

Mit: Jean-Paul Baeck, Jonas Baeck, Andrey Bazhin, Alexey Bobrov, Martin Bross, Sergey Buntman, Sigrid Burkholder, Kirill Byrkin , Anna Emshanova, Natalya Cernyavsakya, Alexander Grishin, Bernt Hahn, Stefko Hanushevsky, Marerike Hein, Phillipp Alfons Heitmann, Karl-Heinz Herber, Ilya Isaev, Elisabeth Juhnke, Anna Kovaleva, Dmitriy Krivoschapov, An Kuon, Jochen Langner, Julius Langner, Tatyana Matukhova, Jona Mues, Victor Panchenko, Juliane Pempelford, Evgeniy Red’ ko, Daniel Rothaug, Alexandra Rozovskaya, Maria Ryschenkova, Julia Schäfle, Katharina Schmalenberg, Daria Semenova, Fjodor Shklovsky, Michael Shklovsky, Denis Shvedov, Irina Tarannik, Xenia Teplitzky, Louis Friedemann Thiele, Denis Vasiliev, Hanna Werth, Bruno Winzen, Mark Zak.

Übersetzung ins Russische und ins Deutsche
Mikhail Evstiougov-Babaev

Sprachberatung
Lilija Order

Wissenschaftliche Recherche
Alesya Chernyavskaya

Producer, Radio Echo Moskau
Nikita Vasilenko

Ton
Ulrike Wiebelitz, Mechthild Austermann, Alexander Tsernes

Soft-und Hardware-Entwicklung
Tobias Grewenig

Dramaturgie
Sabine Küchler, Sergey Buntman

Regie
Jochen Langner, Andreas von Westphalen, Sergey Buntman

Produktion: DLF/WDR/Radio Echo Moskau 2017

Hörspiel (Dauer 1.Teil/2.Teil)

57´38´´/57´09´´(Langversion, DLF), 53´22´´/53´08´´(Kurzversion, WDR)

Unser besonderer Dank gilt:

Jörg Ganzenmüller, Christian Gerlach, Mathias Hoheisel, Claudia Kattanek, Mikhail Kaluzhsky, Sven Kleine, Werner-Dieter Klucke, Olga Korshakova, Holger Kuhla, Juri Lebedev, Nikita Lomagin, Liudmila Novikova, Serguei Oushakine, Isabel Platthaus, Irina Scherbakow, Dietmar Süß, Marija Usatschowa, Martin Zylka.

 

ALAAF – Ein Hörspiel über Kröten und Karneval

Köln feiert Karneval. Doch es kommt zur Katastrrophe als das KAlt-Bier, ein Gemisch aus Kölsch und Alt, der multikulturellen HelauAlaaf-Bewegung mikrobiologisch sabotiert wird. Ein tödlicher Virus infiziert die Feiernden. Die Bundesregierung geht von einem Anschlag aus und erklärt die Kölner Innenstadt zur verbotenen Zone. Doch wer ist für die Epidemie verantwortlich?

Szenenfoto: Micha sperrt seine infizierte Freundin Kerstin in den Keller.

Szenenfoto: Micha sperrt seine infizierte Freundin Kerstin in den Keller.

„Recke deine Hand aus mit deinem Stabe über die Ströme, Kanäle und Sümpfe und lass Frösche über Ägyptenland kommen, die Schäl Sick, Düsseldorf und den Rest der Welt.“

frei nach 2. Mose, Vers 8

 

ALAAF-TEASER     

(Die Sendefassung ist auf Anfrage erhältlich.)

 

„ALAAF“ erzählt den Ist-Zustand ein Jahr nach dem Terroranschlag: Die verschiedenen politischen Kräfte und karnevalistischen Gruppierungen reiben sich auf, die rechtsgerichtete Pro Alaaf-Bewegung greift nach der Macht und die Bewohner der Kölner Innenstadt leben in Notunterkünften. Die Infizierten sind eingeschlossen in der verbotenen Zone. Die Bundesregierung übt die totale Überwachung und beschwichtigt nach außen. Ein Schmuggelring hat sich gebildet, der Waren und brisante Informationen aus der Zone schafft. Im Epizentrum der Krise sitzt Tom Häuser, Hauptverdächtiger für die Verursachung der Epidemie. Innerhalb der verbotenen Zone versucht er eine autarke Gesellschaft aufzubauen, fern von jeglicher staatlicher Regulierung von außen.

Sind Köln und der Rest der Welt noch zu retten?


Es spielen:

Holger Schulz, Michael Che Koch, Martin Bross, Paul Fassnacht, Alexandra Dittmann, Nadine Grippekoven, Anja Niederfahrenhorst, Kerstin Kramer sowie der Joker, Eva Lechthaler, Bruno Winzen, Anja Herden, Karl-Heinz Herber, Lutz Göhnermeier und Julius Langner

Mischung: Ralf Haarmann

Mastering: Achim Fell

Aufnahmen, Montage und Regie: Jochen Langner und Ralf Haarmann

Redaktion: Hannah Georgi

Produktion: WDR 2016

Länge: 52:55

„2014 Horchposten/Postes d’écoute 1914 Annäherung und Feindberührung“

Hör- und Installationsansicht

Foto: Prisca Martaguet

Die begehbare Klanginstallation „2014 Horchposten/Postes d’écoute 1914“ bietet einen individuell erfahrbaren Erinnerungsraum zum Ersten Weltkrieg. Im Zentrum steht die Front zwischen Frankreich und Deutschland, wobei das Feindbild den roten Faden bildet. Das Ziel ist es, dem Hörer einen Perspektivwechsel zu ermöglichen, indem er auch den Blickwinkel des ehemaligen Feindes einnehmen kann. Dadurch schafft die Installation einen erzählerischen Zugang zum Ersten Weltkrieg: ein dialogisches Erinnern, jenseits der typischen nationalen Blickwinkel.

Kritik 
Deutschlandradio zur Premiere in Paris, 03.10.2014:
„…technisch eine Meisterleistung, aber auch die künstlerisch radiophone Umsetzung ist beeindruckend. In diesem kahlen Raum entsteht emotionsreiches Kopfkino.“

Der Klangraum ist in fünf Zonen aufgeteilt: die französische und die deutsche Front, das französische und das deutsche Hinterland, sowie das Niemandsland zwischen den Kriegsgräben.
Der einzelne Hörer kann sich frei durch diese Topographie des Krieges bewegen und seinen persönlichen Parcours wählen.
Das akustische Material der Installation, bestehend aus Erlebnis- und Alltagsberichten der Soldaten und ihrer Angehörigen sowie aus Texten der Diskursebene des Krieges (Politik, Presse, Propaganda) wurde von 27 SchauspielerInnen beider Nationen eingesprochen, die sich auch jeweils gegenseitig übersetzten (jeweils auch in die Sprache des ehemaligen Feindes übersetzten.)
All diese Stimmen bilden einen akustischen Erinnerungsraum, in dessen Zentrum der heutige Mensch steht.

Die Klanginstallation wurde unter anderem an folgenden Orten präsentiert:

Lille, Paris, Metz, Toulouse, Lyon, Montpellier (als Teil des Festivals „Printemps des Comédiens“ 2015), Saarbrücken (Staatstheater Saarbrücken, Spielzeit 2015/16) und Berlin.

 

 

Hör- und Installationsansicht

Foto: Prisca Martaguet

2012/2013 – „Nichts – Was im Leben wichtig ist“

Ein Puppen-Schauspiel nach dem gleichnamigen Roman von Janne Teller in der Spielzeit 2012/2013 am Anhaltischen Theater Dessau, in Koproduktion mit der Puppenspielabteilung der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin

Foto: Claudia Heysel

„Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst Du nur das Zauberwort.“

Wünschelrute, Joseph von Eichendorff

NICHTS war in dieser Inszenierung das Zauberwort. Ein szenischer Diskurs mit Musik und etwas Blut zwischen Menschen, Puppen und Dingen zum Thema: „NICHTS bedeutet irgendetwas“, rund um die Geschichte des dreizehnjährigen Pierre Anthon, der auf einen Pflaumenbaum steigt, das NICHTS feiert und sich dem Leben wie es halt so läuft verweigert. Seine Klassenkameraden fühlen sich durch sein Verhalten provoziert und treten einen „bedeutenden“ Gegenbeweis an. Sie bauen in einem verlassenen Sägewerk einen Berg aus Dingen, die für sie Bedeutung haben. Das Spiel gerät außer Kontrolle und eine Spirale der Gewalt beginnt.


Spieler: Uta Krieg, Friedericke Miller, Anna Tkatsch, Manuel de la Peza Vignau, Patrick Rupar
Ausstattung: Helmut Parthier und Jochen Langner
Puppen: Karin Tiefensee und Ingo Mewes
Musik: Ralf Haarmann
Dramaturgie: Holger Kuhla und Sabeth Braun
Regie: Jochen Langner


Foto: Claudia Heysel

Foto: Claudia Heysel

Presseauszüge zu „NICHTS – Was im Leben wichtig ist“:

„Den großen Bedeutungsverlust hat Jochen Langner in eine Puppentheaterversion zwischen Witz und Wahn übertragen. In Kooperation mit der Schauspielschule Ernst Busch in Berlin ist ein Stück mit absurden Zügen entstanden, das den Zuschauer auf eine rasante Sinnsuche mitnimmt. Die Spieler geben jeweils als Personen einen Charakter aus dem Buch und übernehmen durch Puppenführung zugleich andere Rollen. Musik und Geräusche werden dabei exzessiv eingesetzt, der ganze Bühnenraum wird bis zur Lüftungsanlage und den Steckdosen sehr bildhaft nach Bedeutung abgeklopft. Geloopte Sätze verzerren dramatische Momente geschickt in die Länge, in solch einer Dauerschleife etwa wird eine Grabschändung zur dröhnend-düsteren Szene. Neben Stoffpuppen besteht das Spielmaterial überwiegend aus Alltagsgegenständen. …Es ist der bis ins Chaotische reichende Rhythmus, der neben der sichtbaren Spielfreude über den Unsinn des Lebens die Inszenierung zu einem Gewinn macht. Kann man sich für etwas – bestenfalls das eigene Sein – begeistern, braucht man keine übergeordneten Instanzen, um sich am Spiel des Lebens sattsam begeistert zu beteiligen.“ Tobias Pruwer, Leipzig Almanach

Das Online Feuilleton, 12.05.2013 „Die Inszenierung von Jochen Langner ist eine turbulente Geschichte, auf den Punkt gebracht als Suche nach dem Sinn des Lebens, die – dramaturgisch so angelegt – von Agnes, einer der Mitschülerinnen erzählt wird… Dieses „Nichts – Was im Leben wichtig ist“, ist harter Tobak fürs Publikum, erfordert das Setzenlassen des Erlebten, rüttelt auf zum Nachdenken über Dinge, die oft nur in einem schnellen Satz angerissen wurden. Denn Jane Tellers Buch, noch heute kontrovers diskutiert, und auch das in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin entstandene Puppenschauspiel geben keine Antworten, sondern werfen Fragen in den Ring.“ Helmut Rohm, Volksstimme, 14.05.2013

2011/2012 – „Soldaten – Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben“

Inszenierungsansicht – szenische Lesung

Foto: Ralf Haarmann

„immer peng
die bombe rein
rechts, links, fertig“

Montage aus der Stückbearbeitung

Was macht einen Soldaten aus? Wie äussern sich die Produktionsprozesse des Krieges in der Sprache? Wie wird aus dem Alltag der „Kriegs“-Arbeit eine Lust am Töten? Deutsche Soldaten aller Waffengattungen und Dienstgrade wurden nach Beendigung des 2. Weltkrieges in englischen und amerikanischen Kriegsgefangenenlagern gezielt abgehört. Das Buch „Soldaten“ liefert auf der Grundlage dieser Abhörprotokolle eine Mentalitätsgeschichte der Wehrmacht. Anhand der teilweise erschütternden Dokumente, versuchte ich, dem Denken, Sprechen und Handeln innerhalb der Soldatenwelt auf die Spur zu kommen. Wie sprechen Soldaten in den Kriegen der Vergangenheit und denen unserer Gegenwart?

Mit: Stephan Korves, Sebastian Müller-Stahl, Jan Kersjes, Jochen Langner
Bearbeitung und Regie: Jochen Langner

2012 – „Ariel“ – Shelley und die Suche nach dem Romantischen,“

„Der Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen ist ein Kleiner.“
Prof. Dr. Manfred Pfister

Ein Feature über das Leben und Sterben des spätromantischen, englischen Dichters und Hobbyseglers Percy Bysshe Shelley, so wie die Suche nach dem Romantischen unter einer eiskalten Dusche mit Shelleys „Ode an den Westwind“ auf den Lippen, begleitet und kommentiert von Prof. Dr. Manfred Pfister, Professor für englische Philologie der Freien Universität Berlin.
Was hat die Romantik mit einer Dusche zu tun?
Die Epoche der Romantik setzte sich in ihren verschiedenen Strömungen mit dem Sujet des Erhabenen, in Form der Naturgewalten auseinander, denen sich das Individuum gegenübersieht. Mit etwas Ironie wurde die Dusche zur domestizierten Naturgewalt in Form eines Wasserfalls.
Was hat das mit Percy B. Shelley und seiner „Ode an den Westwind“ zu tun? Shelley zeigte in seinem Leben eine fast spielerische Neugier auf den Tod. Er war 1822 im Mittelmeer durch eine „romantische“ Segellaune in einem stürmischen Westwind ertrunken. Seine Ode hat jedoch als Allegorie eines revolutionären Westwindes, der alle Königshäuser hinwegfegt, eine politische Dimension und ruft zum Aufstand. Wir probten diesen unter der Dusche.


Duschende: Christian Dobrat, Mathias Lodd, Jochen Langner
Erzähler: Oliver Kraushaar
Mitwirkende: Lars Behrends, Bernadette Paaßen, Frank Fokke Eden und Dr. phil. Manfred Pfister (Professor am Institut für Englische Philologie der Freien Universität Berlin)
Tonmischung: Marcel Ackermann
Tonassistenz: Frank Fokke Eden
Kamera: Bernadette Paaßen
Regie/Bearbeitung: Jochen Langner

2007 – „Schulze sucht das Glück“

Rundgang-1

Foto: Rainer Rüffer

Es ist Samstagabend, die Prostituierten bereiten sich auf eine lange Nacht vor, die Hütchenspieler sind auf der Straße, die Türsteher der Nachtclubs locken die Gäste. Die Druckräume für die Drogenabhängigen schließen bald und durch diesen Schmelztiegel geht eine Prozession mit Musik, vorneweg der Schulze auf der Suche nach seinem Glück. Das Bahnhofsviertel reagiert auf diese Prozession. Manche applaudieren, wenige pöbeln, viele bleiben stehen, beobachten den Glückszug und das Treiben des Schulze auf der Suche nach einem Neuanfang, einer Arbeit, einer Wohnung und einer Frau. Das Publikum begleitet Schulze auf diesem Weg, beobachtet seine Erfolge und sein Scheitern an verschiedenen Stationen des Bahnhofsviertels.


Mit Tobias Schulze und dem Quintett ,Hotel Ost‘ im Hotel Nizza und dem Bahnhofsviertel

Rundgang-2

Foto: Rainer Rüffer

2006 – „Sterntagebücher“

Was haben die katholische Kirche, wild gewordene Waschmaschinen und Klone gemeinsam?
Sie alle sind Themenkomplexe in Stanislaw Lems Sterntagebüchern, den phantastischen Reisen des Ion Tichy. Ion Tichy, eine Art kosmischer Münchhausen erlebt unglaubliches auf seinem Weg durch die Sternenwelten der Milchstrassen und Galaxien. Auf seinen Reisen gerät Tichy in Zeitstrudel, in denen sich der Lauf der Zeit verwirrt und eine Vermehrung der Gegenwart erfolgt. Ion Tichy steht sich plötzlich selbst in vielfacher Form gegenüber. Ein Streit um die Echtheit des eigentlichen Tichys entfacht zwischen den Zeitklonen. Doch das ist nur der Beginn zahlreicher Abenteuer Ion Tichys, von denen die Schauspieler Jochen Langner, Karl Heinz Herber und der Kontrabassist Gregor Schwellenbach berichten. Wer von den Dreien ist wohl der echte Ion Tichy?


Mit Karl Heinz Herber und Jochen Langner
Kontrabass: Gregor Schwellenbach
Bearbeitung und Regie: Jochen Langner