Horchposten 1941 я слышу войну (Ich höre den Krieg)

Horchposten-Banner-Hörspiel

Eine Produktion des Deutschlandfunks in Koproduktion mit dem Westdeutschen Rundfunk und Radio Echo Moskau, gefördert vom Auswärtigen Amt, der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, der ZEIT-Stiftung sowie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Moskau.

Das deutsch-russische Dialogprojekt „Horchposten 1941 я слышу войну“ bestehend aus einem zweiteiligen Hörspiel und einer interaktiven Klanginstallation thematisiert den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Im Zentrum der vielstimmigen Collage steht die Blockade Leningrads durch die Wehrmacht, in der in 900 Tagen ab September 1941 über eine Millionen Menschen durch Hunger, Kälte und Granaten starben. Der Horchposten öffnet sich aber auch thematisch dem weiteren Kriegsgeschehen und beschreibt das Leben, Kämpfen, Töten und Sterben der Menschen, Opfern wie Tätern, Soldaten wie Zivilisten, beider Seiten im Schatten des Holocaust und dem Terror in den besetzten Gebieten, eine Topographie des Krieges entsteht, die im besetzten Berlin im Mai 1945 endet.

„Wir wurden zweifach belagert, von innen und von außen.“

Dmitri Lichatschow über die Blockade von Leningrad

 

GESCHICHTE MIT GESCHICHTEN ERZÄHLEN

Ein dialogisches Erinnern, jenseits der typischen nationalen Blickwinkel

Das akustische Material bilden Tagebücher und Briefe sowie Zeitdokumente aus der politischen und militärischen Administrative beider Länder. Die ausgewählten Texte wurden von 44 SchauspielerInnen beider Länder eingesprochen. Neben der dramaturgischen Betreuung durch den Deutschlandfunk und Radio Echo Moskau, haben uns namhafte russische und deutsche Historiker bei der Textrecherche begleitet, um zu gewährleisten, dass die russische Sicht des Zweiten Weltkrieges ebenso präsent ist wie die deutsche.

„Geschichte ist nichts Totes oder Abgeschlossenes, sondern hat entscheidenen Einfluß auf unsere Gegenwart, gerade in dem Sinne wie wir sie deuten, um unsere Zukunft zu gestalten.“

Der Dialog der Menschen in Russland und Deutschland heute steht im Fokus des Horchposten 1941, ein Dialog, der Geschichte durch Geschichten erfahrbar machen soll, um die Krisen und Herausforderungen der Gegenwart zu verstehen. Es geht darum, eine deutsch-russische Erinnerungsgemeinschaft zu ermöglichen, die die „Blindenflecken“ der jeweils eigenen Erinnerungskultur aufzeigt, den Wechsel der Perspektive anbietet und die Geschichten der anderen Erinnerungskultur erzählt, in dem Verständnis, dass diese Geschichten auch Teil der eigenen Geschichte sind.

„Es ist ein außergewöhnliches Projekt der Autoren Jochen Langner und Andreas von Westphalen, zu dem sich Deutschlandfunk, WDR und das vom Kreml unabhängige Radio Echo Moskau zusammengetan haben. Denn die Hörer bekommen jeweils nur einen Teil all der Perspektiven präsentiert: denjenigen, den sie schlechter kennen.“

Süddeutsche Zeitung, 8. Mai 2017 – Stefan Fischer

Link zum vollständigen Artikel in der Süddeutschen Zeitung

 

P1060375P1060202P1060144P1060246P1060223P1060235

(Produktionsfotos aus den Tonstudios von Radio Echo Moskau und dem WDR in Köln)

DAS HÖRSPIEL

Horchposten 1941 я слышу войну, Teil 1 – Die Blockade, Teil 2 – Der Marsch

Das zweiteilige Hörspiel bietet eine polyperspektivische Erzählung der Menschen, Opfern wie Tätern, im Zweiten Weltkrieg, ein Zeugenchor, in dessen Zentrum das unmittelbare Erleben und Erinnern des Kriegsalltages steht, ein Dialog der Generationen und eine Spurensuche nach dem Wesen der Erinnerung.

Das Hörspiel haben wir in einer deutschen und russischen Version produziert und wird von allen drei Sendern (Deutschlandfunk, Westdeutscher Rundfunk, Radio Echo Moskau) ausgestrahlt.

„Trotz der organisatorisch schwierigen und äußerst anspruchsvollen Vorbereitungen blieb Jochen Langner und Andreas von Westphalen die Kraft, der räumlichen Gestaltung und vor allem der Radioversion ein bemerkenswertes künstlerisches Niveau zu geben. Zitate auf der Basis gründlicher Recherchen in Tagebuchaufzeichnungen, aber auch in Briefen russischer und deutscher Soldaten geben der Installation Struktur und eine immanente Energie, die sich dem Hörer unmittelbar mitteilt. Kontrolliertes Eintauchen in die Welt der russischen Lyrik jener Zeit, die für die noch verbliebenen, noch lebenden Autoren ein Vorhof des Schattenreichs war, gibt dem Hörspiel eine eigene, literarische Dimension. … Es ist ein großes Verdienst der beiden Realisatoren von „Horchposten 1941“, dass sie jeden Empörungsgestus vermeiden. So werden immer wieder in zurückhaltendem Ton die Tagebuchaufzeichnungen vorgetragen. In diesem „akustischen Erinnerungsraum“ (Jochen Langner) haften nicht zuletzt die Eintragungen sehr junger Menschen.“

Medienkorrespondenz, 17.05.2017 – Angela di Ciriaco-Sussdorff

Link zum vollständigen Artikel der Medienkorrespondenz

Hörspielausschnitt:

 

Das zweiteilige Hörspiel ist über diesen Link bis zum 11. November 2017 verfügbar.

 

Der Horchposten 1941 installiert im Willy-Brandt-Haus, Berlin Foto: Holger Biermann

Der Horchposten 1941 installiert im Willy-Brandt-Haus, Berlin
Foto: Holger Biermann

DIE KLANGINSTALLATION

Die Klanginstallation bietet einen individuell begehbaren Erinnerungsraum, der den Chor der Zeugen und Dokumente mittels Smartphones und Kopfhörern samt einer Geolokalisierung im Erinnerungsfeld erfahrbar macht. Das Ziel ist es, den russischen und deutschen Besuchern einen Perspektivwechsel zu ermöglichen, in dem sie auch den Blickwinkel des ehemaligen Feindes einnehmen können. Dadurch gibt die Installation die Gelegenheit zu einem dialogischen Erinnern, jenseits der typischen nationalen Blickwinkel.

Der Klangraum der Installation ist in fünf Zonen aufgeteilt: das sowjetische und das deutsche Hinterland, die sowjetische und deutsche Front samt der jeweilig besetzten Gebiete beider Länder sowie im Zentrum die Blockade von Leningrad. Der Besucher kann sich frei durch den Raum bewegen und seinen persönlichen Parcours wählen.

Bisherige Stationen der Klanginstallation 2017:

Moskau: Eröffnung im Februar 2017 bei MEMORIAL, 1. bis 17. Mai in der Manege (Roter Platz)

Sankt Petersburg: Eröffnung im Februar 2017 im Museum für die politische Geschichte Russlands

Berlin: 27. April bis 21. Mai im Willy-Brandt-Haus

Mannheim: 16. bis 25. Mai in der Abendakademie

Köln: 1. bis 25. Juni im NSDOK (EL DE-Haus)

(weitere Städte folgen)

Der Horchposten 1941 installiert im Ausstellungsraum von MEMORIAL, Moskau Foto: Viktorija Odissonova

Der Horchposten 1941 installiert im Ausstellungsraum von MEMORIAL, Moskau
Foto: Viktorija Odissonova

DIE BETEILIGTEN

Mit: Jean-Paul Baeck, Jonas Baeck, Andrey Bazhin, Alexey Bobrov, Martin Bross, Sergey Buntman, Sigrid Burkholder, Kirill Byrkin , Anna Emshanova, Natalya Cernyavsakya, Alexander Grishin, Bernt Hahn, Stefko Hanushevsky, Marerike Hein, Phillipp Alfons Heitmann, Karl-Heinz Herber, Ilya Isaev, Elisabeth Juhnke, Anna Kovaleva, Dmitriy Krivoschapov, An Kuon, Jochen Langner, Julius Langner, Tatyana Matukhova, Jona Mues, Victor Panchenko, Juliane Pempelford, Evgeniy Red’ ko, Daniel Rothaug, Alexandra Rozovskaya, Maria Ryschenkova, Julia Schäfle, Katharina Schmalenberg, Daria Semenova, Fjodor Shklovsky, Michael Shklovsky, Denis Shvedov, Irina Tarannik, Xenia Teplitzky, Louis Friedemann Thiele, Denis Vasiliev, Hanna Werth, Bruno Winzen, Mark Zak.

Übersetzung ins Russische und ins Deutsche
Mikhail Evstiougov-Babaev

Sprachberatung
Lilija Order

Wissenschaftliche Recherche
Alesya Chernyavskaya

Producer, Radio Echo Moskau
Nikita Vasilenko

Ton
Ulrike Wiebelitz, Mechthild Austermann, Alexander Tsernes

Soft-und Hardware-Entwicklung
Tobias Grewenig

Dramaturgie
Sabine Küchler, Sergey Buntman

Regie
Jochen Langner, Andreas von Westphalen, Sergey Buntman

Produktion: DLF/WDR/Radio Echo Moskau 2017

Hörspiel (Dauer 1.Teil/2.Teil)

57´38´´/57´09´´(Langversion, DLF), 53´22´´/53´08´´(Kurzversion, WDR)

Unser besonderer Dank gilt:

Jörg Ganzenmüller, Christian Gerlach, Mathias Hoheisel, Claudia Kattanek, Mikhail Kaluzhsky, Sven Kleine, Werner-Dieter Klucke, Olga Korshakova, Holger Kuhla, Juri Lebedev, Nikita Lomagin, Liudmila Novikova, Serguei Oushakine, Isabel Platthaus, Irina Scherbakow, Dietmar Süß, Marija Usatschowa, Martin Zylka.

 

Kommentare abgeschlossen.